Maria Stern

Autor: Dr. Beda Rauch

Stand/Quelle/Datum: 24.01.2011

  • 1) Kloster. 1258 gründeten zwei leibliche Schwestern bürgerlicher Abstammung in ihrem Haus ‚Zum Stern’ eine fromme Gemeinschaft nach Art der Beghinen. Die Nähe des Anwesens zum Kloster der Barfüßer deutet auf die Affinität der „Sammung“ zur franziskanischen Lebensweise hin. 1315 erfolgte die Aufnahme in den Dritten Orden des hl. Franziskus (Straßburger Provinz). 1317 eigene Statuten zur 1289 von Papst Nikolaus IV. approbierten Regel. Während der Reformation verlor die Gemeinschaft, die nie mehr als 20 Schwestern zählte, Betchor und Begräbnisstätte in der protestantisch gewordenen Barfüßerkirche. Die Schwestern blieben bis auf wenige Ausnahmen dem alten Glauben treu. 1574 veranlasste Meisterin Anna Krölin den Bau der Klosterkirche durch Johannes Holl. Ab 1632 bürgerte sich der Zusatz „Maria“ vor dem Hausnamen des Sternklosters ein. 1803 Säkularisierung des Klosters, dessen Augsburger Grundbesitz an die Stadt fiel. Wiederaufleben der sehr klein gewordenen Kommunität durch ein Dekret Ludwigs I. von Bayern vom 1.1.1828: Das Kloster sollte die Mädchenschule für die Stadtpfarreien St. Moritz und St. Maximilian übernehmen. In der Folge Gründung weiterer Schulen und Übernahme karitativer Aufgaben im näheren Umkreis. Aus der zurückgezogen lebenden wurde eine apostolisch tätige Gemeinschaft. Ab 1855 eröffnete Oberin M. Salesia Ellersdorfer Filialen in ganz Bayern. Diese Entwicklung hielt an bis zum Traditionsbruch in der NS-Zeit. 1938 und 1939 Aussendung von Schwestern nach Brasilien. Dort besteht heute eine eigene Ordensprovinz mit knapp 100 Mitgliedern. 1990 Vorbereitung einer Gründung in Afrika (Zaire), 1998 Neubeginn in Mozambik. Die deutsche Ordensprovinz zählte Ende 2008 knapp 200 Mitglieder.
  • 2) Klosterkirche (Sterngasse 5). 1574-1576 erbaute Johannes Holl die zweischiffige Kirche im spätgotischen Stil (Patrozinium: Hll. Anna und Elisabeth). Der schlanke Turm mit 'welscher Haube' geht auf Jonas Holl zurück. 1686 Erweiterung durch eine Johannes- Nepomuk-Kapelle und die Schwestern-Empore. 1730 Barockisierung des Inneren. Altarblatt von Johann Georg Bergmüller, die Kanzel und mehrere Plastiken werden Ehrgott Bernhard Bendl zugeschrieben. Seit 1937 Anbetungskirche. 1944 durch Bomben stark beschädigt. 1958/59 gründliche Restaurierung, Ausmalung von Kirche und Schwesternempore durch Karl Manninger. Letzte Renovierung 2007.
  • Sterngasse und Sterngässchen nahe dem Kloster (Historische Straßennamen, Jakobervorstadt-Süd, Amtlicher Stadtplan K 8).

Literatur:

Irmengard Baumann, Augsburg, Franziskanerinnenkloster St. Maria Stern, in: Bavaria Franciscana Antiqua 4, 1958, 515-658

Beda Rauch / Joseph Kunstmann, Stern-Kirche Augsburg, 1976

Christusnachfolge, 1992, 232-238

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 432-435

Theodor Rolle, Die Säkularisation und Wiedererrichtung des Sternklosters im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 28 (1994), 85-132

29 (1995), 76-111

Gertrud Roth-Bojadzhiev: Die Kirche des Klosters Maria Stern Augsburg, 2004

Susanne F. Kohl, Beginen, Barfüßer, Terziarinnen. Zur Frühgeschichte der Augsburger Franziskanerinnen von Maria Stern, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 40 (2006), 77-101

Herbert Immenkötter, Die ersten Statuten des Augsburger Sternklosters, in: Bayern, Schwaben und das Reich, 2007, 79-92

Von Gottes Stern geführt, 2008.

Klosterkirche Maria Stern (Foto: Christian Überreitter)
Maria Stern, Mutterhaus Blick in den Kreuzgang (Foto: Sr. Regina Fox)