Tauscher

Leonhard, * 15.6.1840 Regensburg, † 16.12.1914 Stuttgart, sozialdemokratischer Politiker

Autor: Dr. Heinz Münzenrieder

Stand/Quelle/Datum: 03.02.2010

  • Bedeutendste Persönlichkeit der Augsburger Arbeiterbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ab 1864 Schriftsetzerlehre in Augsburg. Bereits im gleichen Jahr Mitbegründer des Augsburger Zweigs des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), des ersten ADAV in Bayern. Seit 1865 Druckereibesitzer in Augsburg. 1867 erster Bevollmächtigter des ADAV in Augsburg und 1868 erster Kandidat der Augsburger Arbeiterbewegung für ein deutsches Parlament (Zollvereins- und Reichstagswahl). 1869 Mitinitiator der ADAV-Sektion in München. Aufgrund politischer und persönlicher Differenzen mit der Verbandsspitze gründeten die führenden Augsburger ADAV-Funktionäre u. a. auf Initiative von Leonhard Tauscher 1870 in Augsburg den Allgemeinen Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterverein (ADSAV), der sich noch im gleichen Jahr der von August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) anschloss. 1875-1880 Leiter der Genossenschaftsdruckerei in Augsburg, 1876-1878 Redakteur des ‚Volkswillens’. Nach Erlass des Bismarck’schen Sozialistengesetzes wurde Tauscher ausgewiesen und emigrierte in die Schweiz, wo er zwischen 1880 und 1888 die Genossenschaftsdruckerei in Hottingen bei Zürich leitete. Danach Aufenthalt in London. Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes ließ er sich in Stuttgart nieder, wo er seit 1890 als Korrektor im Dietz-Verlag arbeitete; 1893-1903 zugleich Redakteur der ‚Schwäbischen Tagwacht’. 1900-1914 Mitglied des Württembergischen Landtages und 1906-1914 Mitglied des Stuttgarter Gemeinderats.

Literatur:

Willy Albrecht, Leonhard Tauscher und der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein in Bayern, in: Von der Klassenbewegung zur Volkspartei, 1992, 34-39

Wilhelm Heinz Schröder, Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, 1995, 765.